Frühstücksblogging

Guten Morgen!

Nach der Müdigkeit der letzten Wochen ist meine derzeitige Munterkeit sehr erholsam. Zumindest für mich selbst. Vermutlich liegt es nur daran, daß ich krank war und 10 Tage ohne Spätschicht hatte – jedenfalls nutze ich den frühen Morgen heute mal zum Bloggen.

Montag hat mich das Bastelteufelchen geritten und ich habe angefangen, Weihnachtskarten zu gestalten. Ich hatte dieses Jahr zwar überhaupt keine Lust, irgendwas zu backen, aber die Karten mußten selbstgemacht sein. Ich zeige sie mal her, bevor ich „Liebe/r XY“ draufgeschrieben habe:

Das sind einfache naturweiße Karten, bzw. die mit dem geriffelten Rand sind Bütten. Und da Weihnachten für mich grün-weiß-rot ist, habe ich grünes Krepppapier und roten Filz, beides Reste aus der Bastelkiste, hergenommen und wild drauflos improvisiert. Ich kann nur jedem davon abraten, aus 2 mm dickem Filz kleine Figuren schneiden zu wollen. Ich mußte schließlich die Geflügelschere hernehmen, und selbst damit ist mir fast die Hand abgefallen. Nächstes mal werde ich extra Filz dafür kaufen, der sich besser verarbeiten läßt. Naja, die 2 Versuche mit Aquarellstiften übergehen wir mal – ich habe da offenbar nicht so den Zugang.

Am Nachmittag dann hatte ich (Donnergrollen) Die Range – Klavierunterricht. Wieder wartete ich die ganzen 30 Minuten von halb bis um vier und nichts geschah (außer, daß ich von einem Inspirationspartikelchen getroffen wurde und begann „Ring the bell“ neu zu schreiben). Zwischendurch rief ich im Hort an, wo man mir sagte, die Kleine sei losgeschickt worden, und bei ihr zu Hause, wo ich dem Anrufbeantworter mitteilte, daß ich wieder auf Godot warte.
Fünf nach vier dann klingelte es an der Tür und das Kind stand hochrot vor mir. Ich fragte sie, ob irgendwas passiert sei, und sie meinte: Nee. Dann klärte ich sie über die Uhrzeit auf und darüber, daß ich eigentlich schon weg wäre, wenn ich nicht noch etwas anderes vorgehabt hätte, da ließ sie erst die Schultern hängen und grummelte dann, das wäre auch kein Wunder. Mama hätte gesagt, sie solle lieber nicht mit dem Fahrrad fahren. Also sei sie zu Fuß gegangen (das sind so 2-3 Kilometer etwa). Und der Ranzen sei schwer und überhaupt.

Na gut. Ich hatte ohnehin noch Zeit, also unterrichtete ich sie trotzdem. Sie wollte mir unbedingt am Anfang der Stunde ein neues Weihnachtslied vorsingen, das sie in der Schule gelernt hatte. Das hat sie super gemacht und ich habe sie auch sehr dafür gelobt und durfte mir deshalb auch das Liedblatt angucken. Dann fingen wir an, und das Weihnachtslied, an dem wir gerade arbeiten, war offensichtlich ungeübt (Papa war wohl letztes Wochenende nicht gekommen), aber mit meiner Hilfe hat sie es sofort hinbekommen. Völlig ohne Rhythmus und mit einer abartigen Fingerhaltung, aber die Grundbegriffe von „ein Finger nach dem anderen ergibt am Ende eine Melodie“ sind da. Und dann fuhr ich sie mit dem Auto nach Hause, damit sie nicht noch einmal eine Stunde unterwegs wäre. Und da fing sie an, mir ihr inneres Tagebuch herauszusprudeln: sie habe den ganzen Weg lang das Lied gesungen, damit es nicht so lange dauert, und Mama hätte festgestellt, daß der Ranzen schwerer sei als sie selbst (das Kind natürlich, und als ich ihr das Ding aus dem Auto gehoben habe, ist mir fast der Arm abgefallen), und auf dem Wunschzettel hätte sie Geigenstunden zu stehen, weil ihr bester Freund auch Geige spielt, und außerdem mußte sie einen Bambusteppich mit draufschreiben, weil sie Mamas Teppich versaut hat (an der Stelle mußte ich mich sehr zusammennehmen um ihr nicht ins Gesicht zu sagen, ihre Mutter sei sozial inkompetent) und in der Schule würde keines der Mädchen mit ihr spielen. Nun ja, ich kann das verstehen, aber das konnte ich ihr natürlich nicht sagen, zumal es einer Siebenjährigen kein Trost ist, zu hören: Kein Wunder, Deine Mutter tut ja auch alles, um Dich total zu verziehen. Ich muß ehrlich sagen, das Mädchen tut mir Leid. Der Unterricht mit ihr ist natürlich langsam und zäh, weil sie sich schnell ablenken läßt und an tausend Dinge gleichzeitig denkt, aber andererseits komme ich gut mit ihr klar, wenn ich sage „jetzt machen wir das, und dann erzählst Du mir diese Geschichte zu Ende, und dann üben wir zusammen die linke Hand“ – funktioniert immer und ohne Widerspruch. Warum geht das bei ihr zu Hause nicht?

Jedenfalls werde ich die Mutter anrufen müssen, um ihr zu sagen, daß ich mit dem Unterricht aufhöre. Mir blutet ehrlich gesagt das Herz, an das die Kleine gewachsen ist, denn letztlich bestrafe ich ja sie und nicht die Mutter. Aber andererseits: Ich kann nicht jede Woche wie blöd warten und dann gehen, auf die Gefahr hin, daß die Kleine eine Stunde bei Eis und Schnee einen schweren Ranzen stundenlang durchs Dorf schleppt. Und da die Mutter offenbar nicht in der Lage ist, sich besser zu organisieren, muß ich meine eigene Zeitverschwendungsgrenze ziehen.
Ich hoffe nur, es gelingt mir, der Mutter gegenüber wirklich völlig klarzustellen, daß ich allein ihretwegen aufhöre.

Am Montagabend dann war Glühweinsingen im Dorf meiner Eltern, bei dem ich den Kirchenchor nach Kräften unterstützt habe. Eigentlich wäre das nicht nötig gewesen, es hat trotz der Kälte kaum jemand gefehlt, aber ich wurde so herzlich eingeladen, daß ich nicht widerstehen konnte. Prompt bekam ich ein sehr nettes Kompliment aus dem verfroren sich an die Glühweinbecher klammernden Publikum – Honig auf Seele.

Und gestern war die Weihnachtsfeier mit meinem eigenen Chor, das war auch sehr schön; kitschfrei, entspannt, eine Frau hatte nette Kurzgeschichten mitgebracht und las daraus vor, und alle freuten sich schon auf die nächsten Proben nach der Weihnachtspause.

2 Kommentare to “Frühstücksblogging”

  1. Die Karten sind superschön!
    Ich überlege auch schon, wie ich welche gestalte. Ich Hirn habe nicht rechtzeitig genug meine eigenen bei RedBubble bestellt. -.-
    Das arme Mädchen tut mir total leid.

    • Dankeschön! Ich habe heute Vormittag derartig viele Geschenke eingepackt, daß alle Karten schon verbraucht sind. Also muß ich nochmal ran und neue machen zum Verschicken an die weiter entfernten Verwandten.
      Könntest Du Deine Motive nicht auch selbst drucken lassen? Im Copyshop um qualitativ hochwertiges Papier bitten oder selbst mitbringen, Daten auf ’nem Stick und los geht’s?

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