Du bist nicht allein –

…Du hast ja Dich. So spricht die Hexe / der weiße Ritter in Prinzessin Fantaghirò, und das ist mein Zitat dieser Woche. Seit ich den Film Anfang der 90er das erste Mal gesehen habe, beeinflußt dieser Satz mein Leben nachhaltig. Und nach meinem Besuch bei Ash und Feona bekommt er noch einmal eine ganz neue Bedeutung. Tatsächlich bin ich nie allein, denn ich kann mich ja auch selbst trösten, mir Mut zureden, mit innerlich loben und mir auf die Schulter klopfen – ich tue das nur längst nicht oft genug. Stattdessen folge ich meinem anerzogenen Glauben Selbstbewußtsein sei Arroganz, Selbstliebe Egozentrik, Offenheit frech und Authentizität vorlaut. Ich stelle mein Licht unter den Scheffel, weil sich das so gehört. Ich lasse immer und überall anderen den Vortritt, weil ich sonst egoistisch wäre. Und selbst das Wissen darum, daß ich so handle und aus den denkbar falschesten Gründen meine Persönlichkeit manchmal bis ins Schattenhafte zurückdränge, und selbst meine Wut darüber und mein Wissen darum, daß es anders besser wäre, konnten mich bisher nicht davon abhalten. Aber dies waren sehr spirituelle, inspirierte (full of spirit) Tage; ich habe enorm viel dazugelernt und will nie mehr damit aufhören.
Das Zitat bedeutet für mich außerdem, daß jemand, der sich mit sich selbst nicht allein fühlt bzw. der mit sich selbst gut allein sein kann, weil er der eigenen Persönlichkeit vertraut und sich damit wohlfühlt, automatisch auch immer Menschen um sich herum haben wird, die zu ihm passen.

Dies war einer der schönsten Besuche, die ich je irgendwo gemacht habe. Selbst bei meinen Geschwistern zu Hause fühle ich mich nicht so unverkrampft und entspannt und normal. Ich bin reich beschenkt – in vielerlei Hinsicht – zurückgekehrt, habe einige Fragen geklärt und einige neue sind aufgeworfen. Aber fangen wir doch mit dem Alltag an. Ich habe den Dom gesehen. Erst gestern, eine Stunde vor meiner Rückfahrt, aber da gestern auch der einzige unverregnete Tag war, war das genau richtig so. Klicken vergrößert wie immer, und die ersten 4 Bilder hat Feona gemacht, da ich mich einfach überfordert gefühlt habe. Ich konnte nur starren.

Drachen überall

rundherum Wasserspeier aller Formen

Die Wasserspeier ringsherum sind wirklich faszinierend. Einer erinnert an Kommandant Mumm von der Stadtwache Ankh-Morpork, zwei scheinen einander anzuspeien, während einer daneben sich quasi entnervt die Hand vor die Augen hält und ein weiterer den beiden Streitenden die Zunge herausstreckt. Und sie sind so farbenfroh in ihren Gesichtszügen, ebenso die Heiligen, die sämtliche Domeingänge säumen. Da gibt es Bischöfe mit verschmitztem Grinsen, einem Lächeln voller Sympathie, tierisch schlechter Laune, leichter Skepsis – dagegen sehen die zwischendurch dastehenden Figuren aus dem 20. Jahrhundert geradezu peinlich flach aus.
Die Türbögen, die Türmchen, alles ist gesäumt mit Zierleisten aus kleinen Fabeltieren und winzigen Blumenornamenten. Die Fenster sind von außen einfach nur Fenster, aber von innen leuchten sie in allen Farben (Foto wieder von Feona):

Wir konnten leider nicht das gesamte Kirchenschiff hinuntergehen, weil gerade Messe war und wir nicht ausreichend Zeit hatten, die abzuwarten, aber allein was ich gesehen habe, haut mich wirklich um. Und alles an diesem Gebäude strebt nach oben. Man tritt ein und automatisch richtet man sich ein wenig auf und hebt den Blick.

Wir waren auch im Altenberger Dom, von dem ich allerdings keine Fotos gemacht habe. Ansonsten waren wir nirgends, nicht einmal in Azeroth, weil es einfach irgendwie so wichtig war, zu reden, daß für alles andere keine Zeit blieb. Womit ich bei den Geschenken bin. 🙂 Neben einer einfach wunderschönen Kette mit verschlungener Triskele habe ich auch noch zwei Bücher bekommen: The Pitkin Guide – Celtic Saints und nach meiner Rückkehr lag hier vom Bär Unsere Haustiere von Angela Kämper, von der ich auch seit Jahren das Buch Tierboten habe und darin immer wieder mit Begeisterung nachschlage.
Aber das Schönste ist natürlich dies. Ich werde nach diesem Blogeintrag zu Hammer und Nagel greifen und dieses unglaublich schöne Bild von Saint Comgall wird fortan mein Zimmer zieren. In Berlin hätte ich um ein Haar meinen Koffer stehen lassen, während ich mit dem Bild in der Hand und der Tasche über der Schulter Richtung zielstrebig gen Regionalexpress marschierte.

Und Comgall bildet die Brücke zum nicht Alltäglichen, das irgendwie den größten Teil des Besuches ausmachte. Es beginnt eigentlich damit, daß ich zwei Menschen besucht habe, die mich gleich für 5 Tage auf ihre Schlafcouch eingeladen haben, obwohl wir einander gar nicht kannten. Und wie sich herausstellte, mochten wir uns. 😀 Dann kam noch Anaitis für einen Tag vorbei und voilà – noch jemand, den ich auf Anhieb mag. Es ist einfach toll. Wir haben Karten gelegt, wobei mich Anaitis‘ Art, mit Tarotkarten umzugehen, sehr beeindruckt hat und wieder mal in meiner Meinung bestärkte, daß es höchste Zeit für mich wird, die Karten auch mal systematisch im Zusammenhang zu betrachten. Ich werde mir wohl doch mal sämtliche youtube Videos von Claire dazu durchzappen müssen. Ich bekam von Ash jeweils eine Legung mit den Angels, Gods & Godesses – das wunderschöne Orakel, das ich mir selbst erst vor einem Monat geleistet habe, nachdem ich ihm schon etwa ein Jahr hinterherliebäugle – und den Aufgestiegenen Meistern, beide zu der Frage, was eigentlich meine Aufgabe hier ist. Ich habe mich ja in letzter Zeit oft gefragt, ob ich die Musik nicht einfach hinwerfen sollte. Ich bin so derartig außerstande, mich in das Klassikbusiness einzufügen, daß ich einfach weiß, dort werde ich nie erfolgreich. (Und mit erfolgreich meine ich einfach nur IRGENDEINEN Job.) Und da ich auch immer mehr feststelle, daß ich das eigentlich gar nicht will, da mir zu viele Dinge, die mir am Theater und im Profibereich begegnen, total zuwider sind, dachte ich schon, ich hätte mich total im Beruf vergriffen – einfach nicht genug Persönlichkeit, Durchsetzungskraft, Ausstrahlung um mich durchzusetzen. Dann wurde letzte Woche eine weitere Frau für dieselbe Arbeit eingestellt, die ich mache, 2 Monate, nachdem ich um mehr Stunden gebeten hatte. Und ich soll sie auch noch einarbeiten (*händereib*)! Da ich auch schon immer einen starken Hang in die therapeutische Richtung hatte (ich habe als Teenager wirklich lange mit mir gerungen, ob ich Medizin/Psychologie, Dolmetschen oder Musik studieren soll) und das Krankenhaus um die Ecke und chronisch unterbesetzt ist, habe ich ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, alles hinzuwerfen, eine Ausbildung zur Krankenschwester zu machen und die Musik nur noch als Hobby zu betreiben. Ich dachte, wenn ich es nicht mehr beruflich mache und meine ganzen Existenzängste nicht mehr an der einen Sache hängen, die mir so sehr am Herzen liegt, hätte ich zumindest keinen ständigen musikalischen Frust mehr. Ich würde das tun, was meine Eltern (und Comgall) damals getan haben: alle Träume aufgeben und „vernünftig“ werden. Mich selbst aufgeben und unglücklich sein.

Aber seit ich begonnen habe, diese Lieder zu schreiben, habe ich begonnen, für eine Sache zu glühen, die ich mir niemals zugetraut habe. Ich will jetzt mehr als je zuvor Musik machen. Und obwohl mir regelrecht Scham dafür eingetrichtert wurde: Es soll Unterhaltungsmusik sein. JA! UNTERHALTUNGSMUSIK! Denn welchen Wert hat Musik, die nicht unterhält? Wieviele Menschen sehen sich eine vor 20 Jahren komponierte Oper über einen Stoff von Shakespeare an und fühlen sich dabei tatsächlich im Innersten berührt? Gehen nach Hause und denken nochmal über die tiefere Bedeutung von Text und Musik nach, summen eine – ach nein, Melodien sind ja abgeschafft – und lassen sich davon anregen, in ihrem eigenen Leben mehr Musik, mehr Kunst, mehr Liebe, mehr Kreativität zuzulassen? Keiner. Selbst für mich, die ich ehrlich Interesse an zeitgenössischer Klassik habe, ist das meiste davon ebenso wenig inspirierend und inspiriert wie ein Glas-Stahl-Gebäude aus derselben Zeit. Es hat schon irgendwie einen intellektuellen Wert und einen Nutzen, aber es ist einfach nicht möglich, sich davor zu stellen, tief durchzuatmen und zu sagen: Ach, schön.

Und nun kamen die Karten. Ich habe ziemlich deutlich zu hören bekommen, daß ich Kunst machen soll. Ich muß es sogar, geht nicht anders. Trust. Das war die Hauptaussage mindestens jeder zweiten Karte. Trust. Es wird funktionieren. Denke größer als bisher, denn große Gedanken brauchen auch nicht mehr Aufwand als kleine. Trust. Du hast Menschen um Dich herum, die Dir weiterhelfen. Trust. Du hast alles schon in Dir, Du mußt nur handeln.

Und ich muß sagen, ich will das so sehr, es treibt mir regelmäßig die Tränen in die Augen. Ich habe mir selten etwas so stark gewünscht. Ich will Menschen durch Musik dazu bringen, ihr Leben als schön wahrzunehmen, es damit auch schön zu machen und ihrerseits anderen Menschen diese Schönheit zu zeigen. Das klingt kitschig, ist es aber nicht: Energie folgt Aufmerksamkeit. Je mehr wir uns auf den Dreck in unserem Leben konzentrieren und gedanklich immer wieder darum kreisen, desto wohler fühlt er sich. Immer her mit der Aufmerksamkeit! Aber ebenso ist es mit den Dingen, die uns vorwärtsbringen. Je mehr Aufmerksamkeit und gedankliche Energie wir ihnen zukommen lassen, desto wohler fühlen sie sich in unserem Leben, desto mehr Raum nehmen sie ein. Und ich will mit Musik die Aufmerksamkeit anderer auf das Wohlsein lenken, auf das, was in ihnen klingt. Ich will sie dazu inspirieren, kreativ zu werden – ob musikalisch oder anders ist völlig egal. Ich will sie anstubsen. Ich sehe vor mir, wie ich arbeiten will und ich denke dabei an Comgall, der aus nichts ein Kloster gebaut hat, um Menschen eine geistige Zuflucht zu bieten, und an den Anblick des Kölner Doms, der mir gestern deutlich gezeigt hat, daß auch das grandioseste Gebäude einfach eine Reihe stabiler Steine unten hat. Man kann sie anfassen, jemand hat sie dorthin gelegt. Und dann kam die zweite Reihe Steine darüber. Es wurde schön ordentlich aufeinander gelegt, mit großer Sorgfalt abgemessen. Dann kam eine dritte Reihe und irgendwann hat jemand die erste Zierfigur angebracht. Es ist überhaupt nichts Mystisches an großen Zielen – sie beginnen genau wie kleine Ziele, sie hören nur nicht so schnell auf.

Und das andere, was die Karten mir vehement sagten war: Kommuniziere offen. Du hast nichts zu verlieren, wenn Du Deine Meinung klar ausdrückst – schlimmstenfalls Leute, die Dich so wie Du bist nicht nehmen können. Rede, drücke Dich aus, in Worten und in Kunst.

Und dann kam ich heim und habe ein unglaublich schönes Gespräch mit dem völlig areligiösen Bären gehabt. Er wollte wissen, wie so eine Rückführung funktioniert, und ich habe es ihm erklärt. Er glaubt nicht an Reinkarnation, hat aber weder versucht, es mir wegzudiskutieren, noch darüber gelacht. Ich habe ihm von meinem Schutzengel erzählt und er hat sich einverstanden erklärt, an den zu glauben, sobald er vorbeikommt, einen Keks ißt und eine Schelle dafür abholt, daß er ein Mann ist. Ich glaube nicht, daß ich ihn dazu überreden kann, aber ich habe schon an ganz andere Sachen nicht geglaubt, also mal sehen. Und das Wichtigste: Ich habe Bär von der Musik erzählt und wie sehr ich mich danach sehne und wie sehr es in mir brennt, das zu machen. Und statt mir etwas von Verantwortung und Familie zu erzählen, hat er sich das einfach angehört und gesagt: Ich glaube auch nicht, daß Du in dieses Geschäft paßt, und ich verspreche Dir, innerhalb von 5 Jahren hast Du Deinen Traum erfüllt. Und ich werde Dich bei allem, was kommt, unterstützen.
Moment, muß Taschentuch holen.

… (rotz, schnief)

…(frischen Kaffee)

Also, wir halten fest: Kommunikation guuut. Und Bär super.

Jedenfalls möchte ich jetzt einfach mal ganz laut und deutlich Danke sagen. Danke, daß ich den Bären habe. Danke, daß ich Ashmodai und Feona kennenlernen durfte, jetzt auch noch persönlich. Danke für all meine anderen Freunde, die mir vorleben, wie man Mut hat und einfach losgeht, allen voran Aquamarine. Danke für meine Familie, die bei allen Streitereien und trotz des räumlichen und Altersabstands zwischen uns immer für mich da sein werden, wenn ich es brauche. Danke für die Musik. Danke für jede kleine Erkenntnis, die ich hatte und jede, die noch kommt.

Und wo wir gerade bei Unterhaltungsmusik, Shakespeare, Köln und Inspiration sind und da mein Lebensmotto ohnehin ist Für jede Situation ein Wise Guys Lied – Hamlet.

14 Kommentare to “Du bist nicht allein –”

  1. *tränchen verdrück*



    *knuff*

  2. Ich verdrücke Tränchen mit. *schluchz*
    Sei ganz feste gedrückt! Ich vermiss Dich richtig und wollte nochmal ein dickes Dankeschön sagen.

  3. Du fehlst … aber ich bin so stolz auf Dich 🙂
    Geh weiter und nicht vergessen: reden!

    *knuddel*

  4. *knuff zurück* 🙂
    Als wir hierher gezogen sind, hatte ich lange das Gefühl, überhaupt keine Freunde und wäre völlig abgeschnitten von allem. Und jetzt bin ich geradezu demütig vor Dankbarkeit. Freunde hier, die sich in vielen Dingen auch von mir unterscheiden und damit immer wieder herausfordern, mich zu hinterfragen. Ihr, mit so vielen Übereinstimmungen, daß ich einfach reden/schreiben kann und weiß, es wird verstanden. Und Schnuffis hinter mir, die mit Trost und Tritten an den richtigen Stellen aufwarten… ich bin gesegnet, nicht wahr?

  5. Ja. Bist Du. 🙂
    Und ich auch. *nick*

  6. so, jetzt habe ich mir endlich die zeit genommen, diesen langen beitrag vollstaendig und zuende zu lesen. ein schoener beitrag und mal wieder vieles, was mich auch gerade betrifft – stichwort lernprozesse.
    ich habe seit einer weile den spruch: what are you feeling good about? an meinem spiegel zu stehen. das fragt peggy regelmaessig in ihrem reitunterricht und ich habe anfangs immer gedacht, ich will doch besser werden, also muessen wir daran arbeiten, was ich nicht kann, was sich nicht gut anfuehlt. naja, mittlerweile habe ich es zumindest theoretisch begriffen, wenn auch nicht immer praktisch umgesetzt.
    tja und dann komme ich auch noch in deinem blog vor und du schreibst genau das gleiche, was lauter leute dauernd sagen (wenn auch meist eher mit dem beigeschmack: du bist verrueckt): ich haette mut. komisch… find ich immer gar nicht
    und ich habe dich immer als vorbild in meinem leben gehabt was zielstrebigkeit betrifft. du hast dein ziel gehabt und bist geradlinig darauf zu gegangen, mit energie und fleiss (was mir ja leider voellig abgeht)
    aber wahrscheinlich sehen leben von aussen immer anders (einfacher? besser? perfekter?) aus, als man sie von innen wahrnimmt
    ein blog, auf dem ich noch ne weile rumdenken muss…

  7. Na das ist ja witzig – Du warst nämlich immer mein Vorbild in genau denselben Punkten. 😀 Wahrscheinlich sind wir uns gar nicht so unähnlich…

  8. Von diesem wunderschönen Beitrag ist man sogar als Außenstehende total ergriffen. Da schwingt so viel Gefühl und Freundschaft mit – aaaahhhhh, einfach schööööön!
    Alles Liebe Euch
    Alruna

  9. 🙂 kein kommentar, aber mir ist noch was anderes eingefallen
    ich fange mal mit einem zitat an, das gerade von einer muse gesagt wurde im charmed (laeuft nebenher)
    art isn’t about perfection, it is about expression
    ich hatte noch ein paar gedanken zu unterhaltungsmusik
    nicht unterhaltende, intellektuelle musik im sinne der zeitgenoessischen klassischen musik ist, glaube ich, erstens ein neues phaenomen und zweitens eion deutsches
    im englischen radio laeuft total unterhaltende klassische musik, auch zum teil cross-over zu pop, ganz nett
    und zu mozarts zeiten war die klassische musik doch total unterhaltend, ich meine, was ist denn die zauberfloete sonst, nur irgendwann nach 1900 sind die leute auf die idee gekommen, sie muessten so unglaublich intellektuell (high brow) sein und musik erschaffen, der der unterhaltungswert abgeht. mehr noch: musik mit unterhaltungswert gilt ploetzlich als billig, als zeichen von mangelnder bildung. was fuer ein unfug!!!!!!!!

    • Eben. Diese absurde Trennung von sogenannter U- und E-Musik ist ohnehin erst 100 Jahre alt (das war übrigens der Operettenstreit, der das getrennt hat, nicht unbedingt ein Hang zur Intellektualität) – und hat, wenn man so sagen darf, den E-Leuten gar nicht gut getan. Man gehört entweder zum inneren Kreis der Auserwählten oder zu den Hunderttausenden die auf dem Weg dorthin kreativen Hungers sterben. Und selbst die Musik der wenigen „ganz oben“ wird nur auf sehr speziellen Kulturradiosendern nach 22.00 Uhr gespielt. Also, das gibt einem doch zu denken. Ich meine, Musik braucht natürlich Intellekt. Aber daß man die Nase rümpft wenn mal irgendwo eine Konsonanz auftaucht, weil das so „proletarisch“ ist… ?!? Sieht für mich aus wie Selbstkasteiung und -geißelung.
      Gleichzeitig blüht die Branche der Unterhaltungsmusik (der ich als Branche auch absolut nicht nur freundlich gegenüberstehe), denn die Menschen wollen ja singen und tanzen.
      Und zum Denken hatte mir Ashmodai während des Besuches auch zwei schöne Zitate gezeigt. Sehr frei wiedergegeben: „Es dient der Schöpfung nicht, wenn Du Dich klein machst.“ – Völlig richtig; warum machen wir das eigentlich?

      • Es dient nicht der Schöpfung, aber wann gab die Schöpfung das letzte Mal den Ton an? Es gibt gesellschaftliche Zwänge, denen Du wahrscheinlich vergleichsweise frei gegenüberstehst, es gibt Menschen, die ein Interesse daran haben, Andere klein zu halten, es gibt schlechte Erfahrungen, die Dich kürzer treten lassen undsoweiter.

        Es dient der Schöpfung nicht, wenn Du Dich klein machst. Aber die Schöpfung – um es ziemlich polemisch und hart zu sagen – füllt dieser Tage nicht Deinen Kühlschrank, sondern ein Netz aus Pflichten.

        Ich weiß, das Zitat ist vermutlich wesentlich poetischer und weniger konkret gemeint. Das waren auch nur die Gedanken, die mir im Zusammenhang damit in den Sinn kamen. Ganz unmusikalisch.

      • Hmm… Ich habe das eigentlich schon recht konkret, wenn auch ganz anders verstanden: Mach Dich nicht klein. Also, mach Dich selbst nicht klein. Es gibt, wie Du ja auch sagst, genügend andere Leute, die das versuchen, genügend Situationen, in denen man sich ohnehin klein und häßlich fühlt. Aber man sollte dem nicht noch in vorauseilendem Gehorsam Vorschub leisten und sich schonmal gleich selbst klein und häßlich machen und darstellen, damit man nur ja nicht als arrogant, frech, vorlaut oder dergleichen gilt.
        Auch ganz unmusikalisch. 🙂
        Und Schöpfung = Welt = Leben usw. Ich habe damit nicht einen weit entfernten irgendwie subjektiven Gott gemeint, sondern schon das Leben wie wir es kennen. Und das gibt immer den Ton an, wir haben ja nichts anderes.

  10. Die Schöpfung (und damit der natürliche Lauf der Dinge) wird meiner Meinung nach tagtäglich untergraben. Viele Menschen üben einen Job aus, der sie unglücklich macht. Viele Menschen ordnen ihren Kinderwunsch den sozialen und monetären Gegebenheiten unter. All dieser (gesellschaftlichen) Zwänge kann man sich nicht so leicht entledigen, das meinte ich.

    Natürlich: mach Dich nicht klein. Wenn Du etwas zu sagen hast, sag es – das ist allemal ehrlicher gegenüber Deinen Mitmenschen und Dir selbst. Ich möchte nicht wissen, wieviel Kreativität und Lebensmut schon solch vorauseilender Gehorsam vernichtet hat.

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